Tierfotografie in Afrika - Ausrüstung - Teil I
Welche Kamera benötige ich zur Tierfotografie?
Oft werden wir im Vorfeld unserer Reisen gefragt, welches Equipment man auf unseren Fotoreisen nach Afrika benötigt? Diese Frage stellt sich natürlich für Jedermann der das erste Mal die Tierfotografie in Afrika erleben möchte. Afrikanische Wildtiere in freier Wildbahn zu fotografieren hat überhaupt gar nichts mit der Tierfotografie in Europa zu tun. Daher wollen wir die Gelegenheit nutzen und einen kleinen Einblick geben in was man wirklich auf der Pirschfahrt in Afrika benötigt und was zu Hause gelassen werden kann.
Welche Kameras machen bei der Tierfotografie in Afrika überhaupt Sinn. Generell machen nur DSLR Kameras, also Spiegelreflexkameras Sinn. Kompaktkameras sind wenn überhaupt nur für "Hinter den Kulissen" Bilder geeignet. Spiegelreflexkameras hingegen bieten selbst im unteren Preissegment schon eine gute Qualität. Doch der wesentliche Entscheidungsfaktor für eine DSLR ist dass unterschiedliche Objektive und Brennweiten genutzt werden können und die Abbildungsleistung welche mit diesen Kameras erzielt werden kann.
Generell sollten bei der Wahl der DSLR Kamera jedoch folgende Punkte beachtet werden:
Vollformat vs. APS-C
Oft werden wir gefragt welche Kamera besser ist für die Tierfotografie. Vollformat- oder APS-C? Die Frage ist nicht ganz so leicht zu beantworten, da beide Kameratypen ihre Vor.- und Nachteile mit sich bringen. Anbei eine kleine Gegenüberstellung der „Vor- und Nachteile“:
Vollformat
Vorteile
- Größerer Sensor - > dadurch größere Bildpixel
- Geringeres Bildrauschen
- Mehr Details, höherer Kontrast, Dynamik etc.
Nachteile
- Oft in der Anschaffung deutlich teurer
APS-C
Vorteile
- Geringere Anschaffungskosten
- Crop-Faktor von x1.6 (Canon) & x1.5 (Nikon) -> z.B. 500mm Brennweite auf einer Vollformatkamera entsprechen bei einer Nikon APS-C Kamera 750mm. Wichtig ist, dass sich nicht die Brennweite ändert, sondern lediglich der Ausschnitt welcher auf dem Sensor erfasst wird!
Nachteile
- Höheres Bildrauschen
Inzwischen gibt es Kameras mit APS-C Sensoren welche Qualitativ ganz weit oben mitspielen. Bestes Beispiel wäre die Nikon D500. Diese ist momentan die teuerste APS-C Kamera auf dem Markt, bietet dafür allerdings einen APS-C Sensor welcher es durchaus mit den Vollformatkameras aufnehmen kann.
Bildrauschen & Serienbildaufnahmen
Kommen wir nun auf einige Leistungsmerkmale zu sprechen, welche bei der Tierfotografie durchaus wichtig sind.
Bildrauschen
Einer der wohl wichtigsten Punkte! Da bei der Tierfotografie mit hohen Brennweiten fotografiert wird, benötigt man oft sehr hohe Verschlusszeiten um Verwackeln und damit verbundene Bildunschärfe zu vermeiden. Diese hohen Verschlusszeiten können über zwei Faktoren realisiert werden. Entweder mit lichtstarken Objektiven zwischen f2.8 und f4 (diese Objektive sind meist extrem teuer in der Anschaffung) oder mit einem hohen ISO Wert. Und hier kommt der springende Punkt.
Eine hohe ISO Einstellung erhöht das Bildrauschen! Vollformatsensoren haben, wie bereits angesprochen, im hohen ISO Bereich von 1250 aufwärts ein deutlich geringeres Bildrauschen als eine APS-C Sensorkamera. ABER -> Inzwischen verfügen die neuen APS-C Modelle über ebenfalls sehr geringes Bildrauschen im Bereich zwischen 1250 und 3200 ISO. Und dies sind oft genau jene ISO Bereiche in welchen wir uns bei geringeren Licht bewegen. Klar werden die APS-C Kameras im direkten Vergleich zur Vollformatkamera den Kürzeren ziehen. Die Frage ist allerdings in wie weit man seine eigenen Ansprüche im Bezug auf das Bildrauschen setzt. Heutzutage verfügen Programme wie Adobe Lightroom über eine sehr gute Rauschreduktion, mit welcher später das Bildrauschen auch im hohen ISO Bereich verringert werden kann.
Fazit: Ist man bereit den hohen Preis für eine Vollformatkamera zu bezahlen, bekommt man vor allem im Profisegment (z.B. Nikon D4 & D5) wahre ISO Monster welche selbst im sehr hohen ISO Bereich kaum Bildrauschen produzieren. Verschlusszeitenprobleme im hohen Brennweitenbereich und schwierigerem Licht sind somit kein Problem. Auch die Anschaffung lichtstarker Objektive kann dann vernachlässigt werden.
Wer allerdings nicht so viel Geld ausgeben will oder kann, der ist mit den neusten Modellen im APS-C Bereich (z.B. Nikon D500 & D7500) gut beraten. Diese Kameras haben ein ebenfalls geringes Bildrauschen im Bereich von ISO 800 – 3200, genau jenem Bereich in welchen man sich meistens Bewegt. Wer mit weniger lichtstarken Objektiven fotografiert muss dann allerdings im hohen ISO Bereichn fotografieren und riskiert dabei später ein Bildrauschen.
Serienbildaufnahmen
Wie schnell muss meine Kamera eigentlich bei der Tierfotografie in Afrika sein. Nun ja, eine schnelle Serienbildaufnahme (8-12 Bilder pro Sekunde) bietet dem Fotografen vor allem bei actionreichen Szenen, wie z.B. einer Gepardenjagd, eine höhere Anzahl Bilder der Szene und damit eine höhere Auswahlmöglichkeit im Nachhinein. Zudem bieten hohe Serienbildaufnahmen mehr Spielraum für Unschärfeausschuss oder abgeschnittene Motive. Durch die Anzahl der Bilder hat man schlichtweg mehr Auswahlmöglichkeiten. Wer vor allem Vögel fotografiert ist mit einer hohen Serienbildaufnahme ebenfalls besser bedient. Vor allem wenn es um Vögel im Flug sowie um das Fotografieren von startenden und landenden Vögel geht.
Die entscheidende Frage ist allerdings, wie oft benötige ich denn eine hohe Bildrate? Wenn man ehrlich ist, kommt ein „Dauerfeuer“ recht selten bei der Tierfotografie zum Einsatz. Meist sind die Motive langsam unterwegs oder stehen sogar still an einer Stelle. Daher ist es nicht nötig möglichst viele Bilder dieses Motives zu schießen. Daher reicht in den meisten Situationen eine Bildrate von 6-8 Bildern pro Sekunde aus um genügend Bilder einer Szene zu schießen.
Man sollte sich also auch hier überlegen ob eine 10 Bilder oder mehr pro Sekunde den extremen Kostenanstieg rechtfertigt.
Auflösung & Crop-Faktor
Crop-Faktor
Wie zu Beginn angesprochen bietet eine ASP-C Kamera einen näheren Bildausschnitt im Vergleich zu einer Vollformatkamera im selben Brennweitenbereich. In der Tierfotografie kann dies durchaus recht hilfreich sein. Die Tiere in Afrika sind meistens um die 20-35 Meter vom Fahrzeug entfernt. Oftmals sogar deutlich weiter weg. Da ist ein größerer Bildausschnitt natürlich ein großer Vorteil. So würde ein 500mm Objektiv einen zusätzlichen „Brennweitengewinn“ von 250mm ergeben und damit die Brennweite auf 750mm „erhöhen“. Bei zwei Kameras mit gleicher Auflösung im Voll- und APS-C Format erzielt man daher mit der APS-C Kamera einen näheren Bildausschnitt.
Auflösung
Die Auflösung heutzutage ist bei den meisten Kameras zwischen 16 und 35 Mio. Bildpunkten. Bei einer höheren Auflösung hat man später bessere Möglichkeiten den Bildausschnitt zu verkleinern ohne jedoch in eine zu kleine Auflösung zu geraten. Dies kann ein bedeutender Faktor bei der Tierfotografie sein, da wie bereits angesprochen die Motive oft weiter vom Fahrzeug entfernt sind. Eine zu kleine Gesamtauflösung der Kamera limitiert später die Freistellungsmöglichkeiten. Daher empfehlen wir eine Gesamtauflösung von min. 18 Mio. Bildpunkten für die Tierfotografie in Afrika. Wir selbst nutzen bspw. die Nikon D800 welche eine Auflösung von 36,3 Megapixel abliefert. Dies entspricht einer Auflösung von 7360 x 4912 Pixeln. Selbst wenn man das Bild nun um 50% beschneidet, bleibt eine Auflösung von 3680 x 2456 Pixeln was ca. 9 Megapixeln entspricht. Für Web und kleine Ausdrucke reicht diese Auflösung allemal. Wer allerdings an Wettbewerben teilnehmen oder große Ausdrucke erstellen möchte, benötigt dafür min. 12 Megapixel!
Eine hohe Auflösung ist daher durchaus hilfreich bei der Tierfotografie!
Fazit
Wir persönlich verwenden beide Kameratypen, Vollformat und APS-C. Dabei sind beide Kamerabodys mit unterschiedlichen Objektiven bestückt. Meist ein Body mit einem Weitwinkel und ein Body mit einer Festbrennweite oder einem Zoomobjektiv. Somit ist man für alle Situationen vorbereitet und muss während der Pirschfahrt kein Objektiv wechseln.