Tierfotografie in Afrika - Ausrüstung - Teil II
Welche Objektive benötigt man bei der Tierfotografie in Afrika?
Aus unserer Sicht sind gute Objektive in der Tierfotografie in Afrika wichtiger als die Kamerabodies selbst. Warum möchten wir im nächsten Abschnitt erläutern.
Brennweiten
Die Brennweite spielt bei jeglicher Tierfotografie eine wichtige Rolle. In den meisten Fällen entstehen die Tierbilder im Bereich zwischen 400 und 600 und mehr Millimetern Brennweite. Oft sind die Tiere weiter vom Fahrzeug entfernt und eine hohe Brennweite unverzichtbar. Generell würden wir empfehlen nicht unter 400mm Brennweite zur Fotosafari nach Afrika aufzubrechen.
Waren Objektive in hohen Brennweiten früher meist unerschwinglich, so gibt es heute einige Objektive im unteren oder mittleren Preissegment mit guter Abbildungsqualität. Die wohl beste Qualität im mittleren Preissegment liefert momentan SIGMA ab. Besonders hervorzuheben sind hierbei die 150-600 F5-6,3 Sport und Contemporary Objektive. Die Abbildungsqualität ist hervorragen und durch den Brennweitenbereich von 150-600mm ist man äußerst flexibel mit diesen Objektiven. In Sachen Bildschärfe spielen diese Objektive ganz oben mit. Wir haben das 150-600S seitdem ersten Prototypen, welchen wir in 2014 auf unserer SIGMA Fotoreise in Kenia testen konnten, im Einsatz.
Festbrennweiten bringen den Nachteil mit sich, dass man wie der Name schon sagt, auf eine Brennweite festgelegt ist. Dies lässt wenig Spielraum in Sachen Bildkomposition. Bewegt sich das Tier zu nah an das Fahrzeug heran, so kann man mit Naheinstellungsgrenzen von mitunter drei Metern in Probleme geraten. Zoomobjektive bieten mehr Möglichkeiten der Bildkomposition wobei aus unserer Erfahrung meist am oberen Brennweitenbereich von 500mm und mehr fotografiert wird. Sollte sich das Objekt allerdings in der Entfernung zum Fahrzeug ändern, so kann man mit einem Zoomobjektiv deutlich flexibler darauf reagieren.
Sports oder Contemporary?
Sigma bietet das 150-600 in zwei Varianten an. Dabei unterscheidet sich die Abbildungsqualität zwischen der Sports und Contemporary Version nur wenig. Im Amateurbereich ist ein Unterschied zu vernachlässigen. Allerdings gibt es ein paar Unterschiede welche auch den höheren Preisunterschied rechtfertigen. Das Sports beispielsweise ist komplett staub- und spritzwassergeschützt und daher ideal auf der Fotosafari auch bei Staub und Regen einsetzbar. Das Sports ist komplett aus Metall gefertigt. Dies macht es sehr widerstandsfähig, aber auch im Vergleich deutlich schwerer als das Contemporary. Die Bildschärfe des Sports ist sehr hoch und hat uns bereits beim Prototypen beeindruckt.
Das Contemporary ist deutlich leichter, allerdings ist dieses nicht spritz- und staubgeschützt. Man sollte daher auf der Pirschfahrt das Objektiv während der Fahrt abdecken. Dies verhindert das „Einstauben“ der Kamera und des Objektives. Wir empfehlen generell die Kameras bei Nichtgebrauch abzudecken. Die Bildschärfe ist ebenfalls sehr gut und der Preis im Vergleich zum Sports deutlich geringer.
Objektivgewicht
Das Gewicht des Objektives spielt vor allem beim Freihandfotografieren eine Rolle. In der Regel sollten die Objektive im hohen Brennweitenbereich während des Fotografierens aufgelegt werden. Dabei kommen Bohnensäcke und Gimbals zum Einsatz. Dies dient zur Stabilisation und zur Vermeidung von Verwacklungen. Allerdings gibt es Situationen in denen frei Hand geschossen werden muss. Zum Beispiel beim Nachziehen oder fotografieren von Vögeln im Flug. Ein schweres Objektiv macht es etwas schwerer dem Objekt zu folgen und erfordert dicke Oberarme. Hier spielt ein leichtes Objektiv seine Vorteile aus. Mit diesem ist es deutlich einfacher frei Hand zu fotografieren.
Das Gesamtgewicht der Ausrüstung sollte ebenfalls berücksichtigt werden. Die Fluggesellschaften haben alle eine Gewichtsbeschränkung für das Handgepäck zwischen acht und zwölf Kilo. Wer seine Ausrüstung im Handgepäck transportieren möchte, sollte daher etwas leichter reisen. Generell hatten wir noch keine Probleme mit schwererem Handgepäck da die netten Damen und Herren beim Check-in oft einsehen, dass das teure Equipment nicht im Hauptgepäck transportiert werden kann. Allerdings sollte man es auch nicht herausfordern.
Wichtiger als der internationale ist der Inlandflug! Hier gelten strikte Regeln welche das Gesamtgepäck, also Ausrüstung und Kleidung auf fünfzehn Kilo beschränken! Wir buchen zwar für jede Fotoreise weitere sogenannte „Freight Seats“ für die Kunden, allerdings sind die Kapazitäten der kleinen Flugzeuge beschränkt. Die Flugzeuge haben ein festgelegtes Maximalgewicht welches nicht überschritten werden kann. Ist dieses erreicht, helfen auch keine „Freight Seats“ mehr. Das Flugzeug wäre einfach nicht in der Lage abzuheben. Daher kann ein leichteres Objektiv auch hier hilfreich sein!
Zoom oder Festbrennweite?
Jetzt kommt ein heiß diskutiertes Thema unter Tierfotografen. Festbrennweite vs. Zoom! Ein Thema welches endlos diskutiert werden könnte. Wir wollen uns auf die wesentlichen Vor- und Nachteile unterhalten.
Preis
Was bei Festbrennweiten zuallererst ins Auge springt ist der horrende Preis. Hier geht es bei ca. 6600€ für SIGMA 500mm f4 los und endet bei mehr als 12.000€ für beispielsweise das Nikon 600mm f4! Ein Preis der einem Kleinwagen entspricht und sich die Frage nach der Notwenigkeit für Amateurfotografen stellt.
Zoomobjektive sind, bis auf die eine Ausnahme des Canon 200-400 f4 mit x1.4 Konverter, deutlich preiswerter. Die oben angesprochenen SIGMA Objektive gibt es schon zwischen 900 für das C und 2200€ für die S Variante. Andere Herstelle wie Tamron sind noch günstiger, kommen aber an die Qualität der SIGMA Objektive nicht heran. Das Nikon 200-500 f5.6 ist ebenfalls eine Option und mit ca. 1400€ ebenfalls erschwinglich.
Blendenwert
Nun fragt sich der ein oder andere sicherlich was diesen enormen Preisunterschied ausmacht. Die Antwort darauf ist die Objektivkonstruktion welche nötig ist um den niedrigen Blendenwert zu erzielen. Schaut man sich die Festbrennweiten an, so fällt als erstes die Größe und der Objektivdurchmesser auf. Dies ist nötig um möglichst viel Licht einzufangen. Die Linsen im Inneren des Objektives sind hochvergütet und entsprechend groß im Durchmesser. Das Ergebnis der Konstruktion ist ein geringer Blendenwert.
Dieser bietet folgende Vorteile:
- Mehr Lichteinfall -> kürzere Verschlusszeiten möglich bei geringeren Lichtverhältnissen im Vergleich zu kleineren Blendenwerten
- Höhere Tiefenunschärfe -> Objekte wirken „freigestellter“
Wie bereits angesprochen kommen in der Tierfotografie sehr hohe Verschlusszeiten zum Einsatz. Als Regel gilt mindestens der Wert der Brennweite als Verschlusszeit. Bei 600mm wird also min. eine 1/600 Verschlusszeit benötigt um die Gefahr des Verwackelns zu minimieren. Es gibt Situationen bei welchen das Halten der hohen Verschlusszeit erschwert wird. Vor allem im Morgengrauen und in der Abenddämmerung kann es zu Problemen kommen.
Hier spielt die Festbrennweite natürlich ihre Stärken aus. Ein Blendenwert kann hier schon extrem viel bewirken. Vergleicht man beispielsweise das SIGMA 150-600 f5-6.3 mit dem SIGMA 500 f4 kann bei 500mm gleich zwei Blenden mehr mit der Festbrennweite erzielt werden. Dies bedeutet wiederum, dass mit einer geringeren ISO fotografiert werden kann und sich das Bildrauschen somit geringer ausfällt. Je nach Kamera kann dies bereits einen hohen Einfluss auf die Bildqualität haben.
Kennt man sich etwas mit der Tierfotografie aus, so sieht man meist auf Anhieb ob ein hochwertiges Objektiv zum Einsatz kam. Bei einer Blende f4 ist die Tiefenunschärfe bereits sehr hoch. Vor allem bei 500 und mehr Millimetern Brennweite. Das fokussierte Objekt hebt sich dabei gegen den Hintergrund deutlich hervor. Die wirkt auf vielen Bildern beeindruckender da wir auch aus Kinofilmen eine hohe Tiefenunschärfe gewohnt sind. Das Bild wirkt „professioneller“.
Doch rechtfertigt all dies den hohen Preis? Sicherlich für Fotografen welche die Tierfotografie zum Beruf gemacht haben, oder mit Tierfotografie Geld verdienen wollen, kann die Anschaffung einer Festbrennweite durchaus Sinn machen. Für Hobbyfotografen macht es aus unserer Sicht weniger Sinn so viel Geld in ein Objektiv zu investieren welches die meiste Zeit im Jahr im Schrank steht. Hier empfehlen wir auf ein Objektiv wie das SIGMA 150-600 S oder C zurückzugreifen und das „Ersparte“ besser in eine Reise zu investieren.
Wir haben zudem im Feld festgestellt, dass sich viele Fotografen über die Größe des Objektives definieren und weniger durch die Bildergebnisse. Ein großes Objektiv bedeutet nicht automatisch die besten Bilder! Viel wichtiger ist, dass man seine Kamera und das Objektiv zu bedienen weiß…
Fazit
Spielt Geld keine Rolle kann man mit sehr viel Geld auch hohe Bildqualität erreichen. Vorausgesetzt man weiß was man tut. Für den Hobbyfotografen macht es in unseren Augen wenig Sinn eine teurer Festbrennweite zu kaufen. Diese macht das Fliegen komplizierter, bringt ein hohes Gewicht mit sich und man ist im Vergleich zum Zoomobjektiv weniger flexibel. Daher raten wir zum Kauf eines Zoomobjektives wie beispielsweise dem SIGMA 150-600 S oder C.
Bildquelle: SIGMA Deutschland GmbH -> Pressebereich